Was Frauen tun,
wenn sie sich im Kreis treffen

(Gastbeitrag von Bettina Schäfer, Coach und Yogalehrerin)

Als ich Anfang März die erste Version dieses Blogbeitrags geschrieben habe, hat noch kaum jemand absehen können, in welcher Situation wir uns heute befinden würden.

In dieser ersten Version habe ich darüber berichtet, was ich gewöhnlich als Antwort gebe, wenn mich jemand fragt, was genau wir eigentlich machen, wenn wir als Frauen im Kreis zusammenkommen.

Ich habe geschrieben, dass wir zuallererst tatsächlich einfach zusammenkommen, und zwar in einer Weise, die wir so nicht (mehr) gewöhnt sind bzw. waren. Ohne Geratsche und ohne über den letzten Fehleinkauf sprechen zu müssen, weil wir wissen, dass wir uns nicht besser fühlen, wenn wir unnötige Dinge kaufen oder über andere herziehen – um hier nur eines der vielen Klischees zu bedienen, das wir in unseren Köpfen haben, wenn wir hören, dass Frauen sich treffen.

Dass wir zusammenkommen, weil wir zusammenkommen wollen. Weil wir ganz dringend wieder echte Gemeinschaft und aufrichtigen Austausch brauchen. Dass wir uns nicht in Klagen über unseren stressigen Alltag ergehen, und wie wir ihn uns mit Frustshopping und Frustessen erträglicher zu machen suchen. Sondern, dass wir offen über unsere Gefühle, unseren Körper, unsere Sorgen, unsere Schmerzen, unsere Wünsche und unsere Sehnsüchte sprechen.

Ich habe beschrieben, wie wir uns treffen, um weibliche Magie zu erleben und um unsere Selbstheilungskräfte (wieder) zu entdecken, um so endlich aus dem täglichen Hamsterrad herauszufinden. Wie wir in der liebevollen Energie von Gleichgesinnten der Erinnerung nachgehen und reaktivieren, was immer schon da war und immer noch da ist, was wir aber viel zu lang unterdrückt und auch vergessen haben.

Seit ich mit Frauen arbeite, sei es im Yoga oder im Coaching oder auch oft in einer Kombination aus beidem, geht es immer um das gleiche Thema: Wie finde ich meinen ganz eigenen Rhythmus, den Rhythmus, der mir entspricht.

In der ersten Blogversion habe ich erklärt, wie wir entdecken, dass das berühmte Hamsterrad entstanden ist, weil wir einem zutiefst unweiblichen Konzept folgen. Dass wir so verstrickt in diese Vorgaben sind, dass die meisten von uns ihren persönlichen Rhythmus vollkommen ignorieren und wir in den Frauenkreisen ganz allmählich zusammen entdecken, dass es um die Heilung des Weiblichen geht, und zwar in jedem von uns, in jeder Frau, in jedem Mann, in jedem Wesen auf dieser Welt. Dass wir in Zeiten des massiven Umbruchs leben und dass wir auch und vor allem erwachte Frauen brauchen. Um das kollektive Weibliche zu heilen, müssen wir erst uns selbst heilen. Dafür sind Frauen zu allen Zeiten im Kreis zusammengekommen.

In der Zwischenzeit hat uns das Universum eine Vollbremsung beschert. Das Hamsterrad und alle anderen Räder und Rädchen sind abrupt zum Stillstand gekommen.

Ob wir es wollen oder nicht, sind wir nun in den Rückzug gezwungen und haben auf einmal viel Zeit. Das ist zum einen beängstigend und zum anderen sehr befreiend. Wir sind gezwungen, die gewohnten Bahnen, die vertrauten Strukturen zu verlassen. Wir müssen umdenken, wir müssen improvisieren, wir müssen flexibel sein, wir müssen kreativ sein.

Essentiell ist es, zu verstehen, dass dies keiner von uns alleine durchstehen kann. Diesmal sitzen wir alle im gleichen Boot. Wir sind darauf angewiesen, dass wir Verantwortung übernehmen, dass wir füreinander da sind, und uns einzig Mitgefühl, Rücksichtnahme, Hilfsbereitschaft und die Liebe zueinander retten wird. Wir sind aufgerufen, für einander zu sorgen und gut zueinander zu sein.

Wenn wir uns getrauen, ganz genau hinzuschauen, müssen wir uns eingestehen, dass wir seit geraumer Zeit jeden einzelnen weiblichen Wert zutiefst verletzt haben. Weit entfernt von Hingabe, Demut, Mitgefühl, Geduld und Selbstlosigkeit, jenseits von aufrichtiger Kommunikation, echter Kooperation, von Gesundheits- und Umweltbewusstsein haben wir uns, jeder einzelne und als Gesellschaft, immer weiter angetrieben, immer weiter in den Wahnsinn gedreht, in kopflosen Aktionismus und ausbeuterischen Materialismus.

Wir haben Sinnhaftigkeit und Idealismus mit Füßen getreten und stattdessen Produktionskreisläufe von unbeschreiblicher Brutalität in der Nahrungsmittel-, und Kleidungsindustrie geschaffen – um hier nur zwei der schlimmsten zu nennen.

Und nun braucht die Welt eine Pause, ihr geht buchstäblich die Luft aus. Sie braucht Besinnung, sie braucht einen Reset.

Während dieser Zeit der Besinnung finden die Frauenkreis online statt. (Mehr Info hierzu demnächst auf meiner Homepage.) Genau wie zuvor bei den persönlichen Meetings treffen wir uns in einem geschützten Raum, in dem sich jede einzelne sicher fühlen darf. Sie darf alle ihre Gedanken und Gefühle zum Ausdruck bringen – wenn sie das möchte. Alles geschieht auf einer rein freiwilligen Basis.

Für jeden Frauenkreis berücksichtige ich die aktuellen Mond- und Planetenkonstellationen. Wir starten mit sanftem Yoga und Meditation, anschließend gibt es viel Raum und Zeit für Storytelling. Dafür bitte ich vor unserem Circle Meeting jede Frau, die teilnimmt, sich zu überlegen, ob es jemanden gibt, der sie in ihrem Frau sein inspiriert oder geprägt hat. Das kann positiv oder negativ sein, es kann eine Geschichte aus der Kindheit sein, es kann eine erst kürzlich geschehene Begebenheit sein. Genauso kann es sein, dass es niemanden gibt, dann ist es wichtig wahrzunehmen, dass etwas ganz wesentliches schmerzlich vermisst wird. Wichtig ist, dass die Wirkung des Erlebten eine Erkenntnis mit sich bringt.

Darüber hinaus kreieren wir, jede für sich, unser ganz persönliches Moondala. Das ist ein ganz wunderbares Tool, um Deinen Körper, Geist und Seele auf einer tieferen Ebene kennenzulernen und Dein System in Deinen ganz individuellen Rhythmus zu bringen. Hierfür gehen wir in Kontakt mit den weiblichen Archetypen und dem Zwölf-Chakrensystem.

Vor allem aber lassen wir es fließen. Was ich hier beschreibe, ist der ungefähre Ablauf, dem ich nach Möglichkeit in aller Offenheit folge. Wenn Impulse und Inspirationen kommen, die für alle wichtig sind, erlaube ich uns, dem nachzugehen. Nichts ist in Stein geschrieben und ein Frauenkreis ist kein Business Meeting mit einer vorgefertigten Agenda. Jetzt weniger denn je. Was sich zeigt, darf wahrgenommen werden, ganz so wie wir es brauchen. Das Leben verläuft nicht als Linie, das müssen wir endlich einsehen. Wenn wir es zulassen und mitschwingen, entfaltet es sich schließlich auf ganz wunderbare Weise in all seinen Facetten – und zwar in Spiralen.

In Liebe, Namasté Sister,

Bettina