Bist du Mutter Teresa oder Pippi Langstrumpf?

Bist du ein „People Pleaser“ oder bist du einfach nur nett?

Was sind „People Pleaser“ – hast du den Begriff schon einmal gehört?

Was ein „People Pleaser“ ist, habe ich gelernt, als ich die Ausbildung in kognitiver Verhaltenstherapie gemacht habe. Was für ein Begriff! Der Unterschied zwischen „ich bin einfach nur nett“ und „ich bin ein ˋPeople Pleaserˊ“ ist gar nicht so offensichtlich.

Der Ursprung

Die Grundlage dafür wird oft schon in der Kindheit gelegt: durch das Verhalten, Werterziehung und durch eigene Prägungen und Erlebnisse der Eltern, die an die Kinder weitergegeben wurden. Nachdem es unsere Eltern sind, haben wir ihre Vorstellungen meist nie hinterfragt, und so kann es im Erwachsenenalter dazu kommen, dass bestimmte Verhaltensweisen und Glaubenssysteme in uns verankert sind und wir sie auch entsprechend leben.

Unsere Glaubenssysteme …

  • Nur wenn ich eine gewisse Leistung erbringe, werde ich anerkannt.
  • Wenn ich mich anpasse und leise verhalte, bekomme ich Lob und werde geliebt.
  • Wenn ich meine Meinung nicht äußere, kommt es zu keinem Konflikt, es herrscht Harmonie z. B. in der Familie, und alle sind HAPPY.
  • Wenn ich jeder/jedem meine Hilfe anbiete, werde ich wertgeschätzt und bin liebenswert.

So sind vielleicht bei der/dem einen oder anderen solche Annahmen entstanden und wurden auch Jahrzehnte so gelebt, bis sich eventuell der Körper gemeldet und signalisiert hat: So geht es nicht mehr weiter. Aber das ist auch gut so, sonst würde man sein Verhalten nie reflektieren, und auch keine neue Richtung einschlagen. Beispielsweise die Richtung: „Ich bin es mir wert, mein Leben nicht nur nach dem Äußeren zu richten.“ Und sich unabhängig davon zu machen, was andere über einen denken.

Vielleicht findest du dich ja wieder! Hier ein paar Merkmale …. Ich habe mich tatsächlich in vielen wiedererkannt!

„People Pleaser“ sind Menschen, …

… die anderen alles recht machen wollen.

… die Angst haben, verlassen zu werden.

… die sehr gerne geben, aber nichts zurückverlangen.

… die sich verantwortlich fühlen für die Gefühle anderer und sogar für deren Stimmung(en).

… die viel Bestätigung brauchen, bis sie endlich das Gefühl haben, „ich bin gut so, wie ich bin.“

… die ihre Meinung nicht klar äußern, aus Angst, jemanden zu verletzen oder zu kritisieren.

… die Angst haben, abgelehnt zu werden.

… die von allen gemocht werden wollen.

… die Verständnis zeigen für das Verhalten von anderen.

… die sehr nett sind.

… die in ihrem Umfeld sehr beliebt sind.

… die hilfsbereit sind.

… die nicht auffallen wollen.

… die Konflikte scheuen.

… die auf Harmonie bedacht sind.

… die aus Angst vor Ablehnung JA sagen, obwohl sie NEIN meinen.

… die ihre eigenen Grenzen nicht kennen.

… die ihre eigenen Grenzen kennen, aber für andere verschieben.

… die ihre eigenen Bedürfnisse nicht kennen.

… die ihre Bedürfnisse, auch wenn sie sie kennen, hintenanstellen und nicht äußern.

… die die Bedürfnisse anderer erfüllen.

… die ihr Leben für andere auch mal hintenanstellen, denn alle anderen sind wichtiger.

… die nie äußern würden, dass es ist ihnen gerade alles zu viel ist.

… die oft die Fehler bei sich suchen.

… die ohne Wenn und Aber Überstunden machen.

… die sich immer wieder entschuldigen.

… die sich immer rechtfertigen müssen.

Das können die Folgen sein:

  • Ein enormer Druck, der entsteht, und dem man nicht mehr standhalten kann.
  • „Gedankenkreisen“: „Was ist, wenn ich jetzt nein sage – werde ich dann abgelehnt, nicht mehr gemocht?“
  • Die Ruhe am Abend tritt nicht mehr ein.
  • Schlafprobleme.
  • Gesundheitliche Probleme.
  • Das Gefühl, energie- und kraftlos zu sein.
  • Ein klares und bewusstes Denken ist nicht mehr möglich.
  • u.v.m.

Ändere die Richtung … und lerne dich kennen …

  1. Erkenne deinen Selbstwert.
  2. Werde dir bewusst, dass du so nicht mehr weitermachen möchtest. Werde dir darüber klar, welche Merkmale dich zum „People Pleaser“ machen, steige um und ändere es.
  3. Lerne deine Bedürfnisse kennen und äußere sie auch.
  4. Lerne deine eigenen Grenzen kennen. Lass diese Grenzen stehen und verschiebe sie nicht für andere, nur weil es bequemer ist, nicht in einen Konflikt zu geraten.
  5. Lerne, selbstbewusster zu werden.
  6. Verabschiede dich liebevoll von Freunden und Bekannten, wenn sie nicht mehr mit dir umgehen können. Zum Beispiel, wenn du nicht mehr so hilfsbereit bist, sie es aber anders von dir kennen, da du sonst immer sofort zur Stelle gewesen bist.
  7. Es werden in Zukunft bestimmt viele solche Situationen bei dir aufkommen, sie bleiben nicht aus, wenn du dich auf den Weg begibst, nicht mehr der „People Pleaser“ sein zu wollen. Überlege dir einfach ganz genau, was schlimmstenfalls passieren könnte, wenn du nicht mehr die oder der harmoniebedachte Freund/ Freundin bist, und auch mal deine eigene Meinung äußerst. Eure Wege könnten sich trennen, aber dann gehe in dich und frage dich, ob es für dich in Ordnung ist, wenn eine Freundin/ein Freund mit deiner Veränderung nicht zurechtkommt und sich liebevoll von dir verabschiedet.
  1. Gehe in die Stille beim nächsten Anruf und reagiere nicht sofort. Bitte um Bedenkzeit, z. B. bei der Frage, ob du den Dienst für eine kranke Kollegenin, kranken Kollegen übernehmen kannst? Und beantworte dir erst einmal Folgendes:
  1. Möchte ich wirklich diesen Dienst übernehmen? WOLLEN
  2. Möchte ich mein Treffen heute absagen, auf das ich mich schon gefreut habe? ZEIT
  3. Möchte ich meine eigenen Grenzen wieder von anderen verschieben lassen? GRENZEN SETZEN
    (Das ist hier nur ein Beispiel aus dem Klinikbereich, diese Fragen kannst du dir mit ganz verschiedenen Situationen stellen.)

Wenn du ein NEIN auf diese Fragen erhältst, dann ist es klar, dass du absagen darfst, zugunsten deiner Bedürfnisse und deines Selbstwerts.

Wenn du Unterstützung benötigst, dann melde dich sehr gerne bei mir. Ich hoffe du hast jetzt einen kleinen Einblick in den Begriff „People Pleaser“ erhalten.

Herzlichst Anne