Wo ist die Zeit geblieben?

Ich möchte meine Zeit anhalten, festhalten aber ich möchte sie nicht mehr zurückdrehen. Und ich bereue nichts in meinem Leben. Durch die einzelnen Erfahrungen, Verletzungen und Erlebnisse bin ich der Mensch geworden, der ich jetzt bin.

Meine Lebenszahl 47 …

Meine Lebenszahl bereitet mir manchmal schon so ein komisches Gefühl im Magen. 47, ja nicht mehr lange hin bis zur Lebenszahl 50 und ja, ich habe schon ein wenig Herzrasen davor, immer älter zu werden. Dabei sind mein Mann und ich in unserem Freundeskreis die Jüngsten, die sogenannten Küken.

Wovor habe ich so große Angst?

Nicht mehr alles so mal nebenbei machen zu können, wie es noch vor kurzem war. Mit zunehmenden Alter schwerwiegende Erkrankungen zu bekommen. Beim Praxisbau haben wir schon daran gedacht, wenn wir mal nicht mehr so gut zu Fuß sind, dass wir eine ebenerdige Dusche und breite Türeingänge brauchen. Als sich meine Eltern darüber Gedanken gemacht haben, habe ich sie belächelt und habe es nicht verstanden.

Vor zwei Wochen hatte ich ein sehr intensives Gespräch mit meinem ältesten Sohn. In diesem Gespräch ist mir aufgefallen, er ist Ende des Jahres genauso alt, wie ich, als ich mit ihm schwanger war, 23 Jahre. Vor mir stand ein hochgewachsener junger Mann, voller Träume und Wünsche, die er sich erfüllen möchte.

Wo ist meine Zeit geblieben?

Im Gespräch fragte er mich: „Mama was hast du alles noch so vor, wovon träumst Du noch“? Da kamen mir ein paar Tränen. Mein großer Sohn, der mir so eine Frage stellt. Ich habe ihm von meinen Träumen erzählt und von meinen Vorhaben … Ich hatte es kaum ausgesprochen, da kam auch schon die Antwort von ihm: „Dann verschiebe nicht alles auf morgen. Vielleicht gibt es kein Morgen mehr und dann bist du traurig darüber, dass du dir dein Wohnmobil nicht gekauft hast. Und zu alt ist man für seine Wünsche und Träume nie, man ist nur zu bequem. Mach Dir weniger Gedanken um uns drei, genieße Dein Leben jetzt und nicht später.“

Dieses Gespräch hat mich sehr berührt aber auch nachdenklich gemacht. Er möchte seine Träume auch nicht auf später verschieben und ich habe zu ihm immer gesagt, die Träume die du hast, die können nie groß genug sein. Ich habe ihn gefragt, wie er auf das alles kommt. Er arbeitet in der Erwachsenen Psychiatrie und sieht jeden Tag seine Patienten in seinem Alter oder ein wenig älter. Er sieht, dass sie sich nicht mehr ihre Träume und Wünsche erfüllen können und das hat ihn sehr nachdenklich und auch sehr traurig gemacht.

Meine drei Kinder, mein Glück, meine Geschenke

Meine Kinder sind mittlerweile wundervolle Erwachsene geworden. Außer die Jüngste, die hat noch zwei Jahre Zeit, bis zur Volljährigkeit und das genieße ich auch noch ein wenig.

Wo ist „meine Zeit geblieben“?

Ich weiß noch, wie ich meine Kinder getragen, getröstet, ihnen die Tränen abgewischt und ihnen selbsterfundene Gute Nacht Geschichten erzählt habe. Ja, die Zeit ist vorbei, aber sie bleibt immer in guter Erinnerung.

„Wo ist meine Zeit geblieben“?

Ich möchte meine Zeit anhalten, festhalten, in meiner Beziehung zu meinem Mann. Wir haben sehr stürmische Zeiten hinter uns doch jetzt wird es ruhiger. Ja, die Kinder sind jetzt auch schon groß. Aber ich möchte nicht, dass uns die Zeit unsere wundervolle Beziehung nimmt oder sogar verändert. Und dass es so bleibt oder im Alter noch schöner wird, als es schon ist, dürfen wir an uns weiterarbeiten. Gefühle, die Liebe zueinander, Träume und Wünsche haben keine Altersbegrenzung.

Auf geht`s … nur Mut …

Ihr Lieben, ich habe keine Angst mehr vor der Zeit. Nein, ich habe ja am Anfang geschrieben, zurückdrehen möchte ich sie nicht, dass ist auch so. Aber ich werde mir die Antwort von meinem ältesten Sohn zu Herzen nehmen. Ob nächste Woche das Wohnmobil vor der Tür steht, dass kann ich Euch noch nicht sagen. Aber ich werde meine anderen Träume und Wünsche verfolgen und sie auch in die Realität umsetzen.

„Es gibt nur ein Leben und das Leben ist für uns und nicht gegen uns“.

Also schaut wie es bei euch so aussieht. Wenn ihr das Gefühl habt, wo ist meine Zeit geblieben, da gebe ich euch gern mein Rezept „Zeit“ weiter.

Rezeptzutaten um die Zeit, die nicht gerade üppig ist, gut zu verbringen.

• Vergleiche dich nicht mit anderen, das raubt dir deine Zeit und Energie. Mach dein eigenes Ding, sei du selbst.
• Minimiere dein Zeitpensum in Social Media. Immer wieder kommt man in die Versuchung: „Ich schau mal gerade schnell auf Instagram, vielleicht finde ich was Interessantes“. Nein, das ist pure Zeitverschwendung. Ich schaue in der Früh und am Abend einmal rein. Das Handy ist ja bei uns sowieso nicht am Tisch, also passt es auch.
• Ich werde mir nicht mehr meine Zeit von „Energieräubern“ rauben lassen. Lieber gehe ich alleine in ein Café. Einfacher gesagt, als getan, doch es ist machbar. Das auch ganz klar zu signalisieren, zeigt Stärke. Wie sagt ein Dozent von mir: „Einen Scheiß muss ich.“ Recht hat er!
• Die richtigen Leute, die wirklich in dein Leben gehören, werden zu dir kommen und bleiben. Und ihr seid gegenseitige Energiespender und keine Zeitfresser und genau das macht Freude.
• Verbringe viel Zeit mit deiner Familie. Sie gibt dir so viel Kraft, Stärke und Energie. Deine Zeit wird nicht vergeudet, es ist eher ein Geschenk, welches man sich gegenseitig gibt.
• Verbringe mit deinem Partner eine gewisse Zeit alleine, wenn du Kinder hast oder auch wenn der Alltag Euch so belastet. Deswegen gehen auch viele Ehen, nachdem die Kinder das Haus verlassen haben, auseinander, weil sich die Ehepartner nicht mehr viel zu sagen haben. Eine intakte Beziehung ist ein Geschenk, was man wertschätzen sollte.